BOCCHETTE-Weg (BRENTA) 3.-7. September 2000 |
Wir gingen den Bocchetteweg bequem in 5 Tagen, ausgehend von Madonna di Campiglio (1522m), am Parkplatz der Seilbahn zum Grostèpaß. Nicht nur die Seilbahn, auch der unbefestigte verstaubte Parkplatz ist in Madonna, dem versnobten winterlichen Nobelskiort, kostenpflichtig (7.500 Lire/Tag)! Die Seilbahn, mit einer Mittelstation, führt mit 6-er Gondeln bequem auf den Grostè-Paß (1646-2446m), 19.000 Lire/Erw. |
Am Grostèpaß startet der (erst 1972 fertiggestellte) Weg mit der Markierung Nr. 305 in südöstlicher Richtung. Der Pfad steigt leicht an über abgeschliffene Steinplatten
Richtung Cima Grostè, die am Nordfuß gequert wird. Auf deutlichem, unschwierig
zu findendem Steig führt der Weg fast um die Cima Grostè herum. Bereits hier
hat man einen grandiosen Blick auf die Schutthalden und die vorgelagerten Felsriegel,
eine eindrucksvolle "Mondlandschaft". Den Schutt werden wir in den kommenden
Tagen nicht mehr los: bei jedem Ab- und Aufstieg zu den Hütten führt der
Weg hindurch. |
Rifugio Tuckett (2271m) - 128 Plätze, erste überfüllte Hütte ... |
Ein schmales drahtseilgesichertes, teilweise exponiertes Band zieht entlang des Campaniletto
und des Campanile dei Camosci um anschließend, leicht ansteigend, die
Wand der Cima Falkner zu durchqueren. Kurz hinter dem höchsten Punkt, 2900m,
werden über Rinnen und Felsnasen knapp 100m abgeklettert. Über Terrassenbänder
erreicht man auf 2845m einen Aussichtsplatz, ab dem auf die Westseite ge- wechselt
wird. Die in den Führern beschriebenen Gletscher- felder waren, zumind. Anfang
September, nicht mehr vor- handen. Auf markiertem Weg geht es schließlich
zum Ab- stieg zur Tucketthütte, über breite Block- und Schuttrinnen. Wir benötigten für diesen Abschnitt knapp 5 Std. |
Unsere neugekauften gefederten Gehstöcke haben wir, um Gewicht zu optimieren, im
Auto in Madonna gelassen. Wir wollten schließlich Klettersteige gehen! Merke: unter den Felsen gibt es immer Schutt, und in der Brenta besonders viel davon! |
Die Felszacken der Brenta mit den typischen Brentanebeln (4.Tag) |
Am zweiten Tag umgingen wir den oberen Teil des "Bocchette Alte". Wir wurden davor
gewarnt, die dort liegende steile Eisrinne ohne Steigeisen / Grödeln und Pickel
anzugehen. Der 1961 erbaute "Sentiero SOSAT" ist die leichtere Variante zum
hochalpinen "Sentiero delle Bocchette Alte". Die Wegführung verläuft etliche 100
Höhenmeter tiefer und bietet sich auch als Alternative bei schlechtem Wetter
an. |
Danach führt der Weg südwärts umbiegend durch ein Bergsturzgebiet, teilweise unter
den Blöcken hindurch. Es folgt eine interessante Querung mit Leitern, Klammern
und Seilen. Eine tiefe Felsschlucht wird mit mehreren kürzeren Leitern abgestiegen,
stetig begleitet von Steinschlaggeräuschen. Einige Meter über einen großen
Felsblock queren wir die Schlucht und es führt auf der anderen Seite eine senkrechte
Leiter ca. 15 Meter wieder hinauf (die Schlüsselstelle, Bilder links & rechts). |
Der Steig biegt bald um eine Kante - man steht auf einem Band hoch über dem Val Brenta.
Am Ende des Bandes steigt man über Leitern durch einen kurzen Kamin ab.
Danach etwa 400m eben weiter nach Osten. Hier links auf gutem Steig wieder empor
zu einer flachen Karrenrampe, auf der die Alimontahütte (2580m, Privathütte, keine Ermäßigung) steht. |
Besonders gut gefiel uns auf der Alimontahütte die 3-stöckige Kuchentheke, mit 6
frisch gebackenen Kuchen! Wir wählten auf rund 2600m den warmen Apfelstrudel mit
Cappuchino ... |
Am Morgen zunächst ein kurzer Aufstieg über Schuttböden mit der Querung des unschwierigen,
flachen Gletschers "Vedretta di Sfulmini". Am oberen Gletscherende geht es über mehrere kurze Leitern (Sentiero B. Figari) hinauf zur Bocca degli Armi (2749m) mit Anschluß an den "Sentiero Bocchette Centrale" (ca. 1 Std.) und weiter auf die östliche Schulter des Torre di Brenta (3014m). |
Der anschließende "Sentiero C.B. de Stanchina" verläuft als Felsband auf der Ostseite des aus vier spitzen Türmen bestehenden
Sfulmini-Kammes bis zum Campanile Alto (2937m). Der "Sentiero A. Castelli" führt auf der östlichen Schulter des Campanile Alto fast eben entlang (Bilder oben links & rechts). |
Die Hütten in der Brenta sind, nicht nur zur Ferien- zeit, i.a. überfüllt. Obwohl
viele der Hütten weit über 100 Schlafplätze aufweisen, haben wir es in den 5 Tagen
zweimal erlebt, daß für Gruppen von 10-12 Personen lediglich 4-6 Schlafplätze
freigehalten wurden! Die Gruppen stiegen dann notgedrungen zur nächsten tiefergelegenen
Hütte ab. Morgens ab 8 Uhr können bei der nächsten Hütte die Plätze telefonisch reserviert werden. Also am besten die Brenta in einer kleinen Gruppe mit etwa 6 Personen gehen. Dann sollte alles klappen. Auch die erste Hütte am Anreisetag tel. reservieren! |
Wenn sich dann die Gulia aufbaut, geht es abwärts zum Fuß dieser Felsgestalt. Etwa
150m tiefer erreicht man den Grund der düsteren Gugliascharte - wir hatten leichten Schneefall, der Fels war schneebedeckt und teilweise leicht
vereist. Es war der kälteste Abschnitt unserer Tour! Über Stufen und Sprossen erreicht man die Nordwestseite der Brenta Alta. Der letzte
Wegabschnitt, der "Sentiero O. Gottstein", leitet das Finale dieser großartigen Route ein - ein Felsband, das von zwei überbrückten
Schluchten unterbrochen wird. Von dem Bändersystem steigt man auf kurzen
Leitern ab, die direkt an einem Schneefeld enden. Von dort geht es im weiten
Bogen über den kleinen Gletscher (Bocca di Brenta), die Hütte ist bereits im Blickfeld. Die Doppelhütte Rif. Pedrotti (2496m) liegt auf einem flachen breiten Felsrücken mit tiefen Verwitterungs- einschnitten
- die Rif. Tosa liegt wenige Meter tiefer als reine Schlafhütte. |
Im Hintergrund die immer wieder aufsteigenden Brentanebel ... |
Blick von der Bocca di Brenta - Die Pedrottihütte frühmorgens ... |
... Sonnenaufgang an der Pedrottihütte |
Von der Pedrottihütte quer über die verwitterten Felsplatten, zunächst westwärts auf dem Steig 304, beginnt der "Sentiero Livio Brentari", bereits seit 1932 gesichert (zusammen mit dem "Sentiero dell´Ideale" die ältesten
Wege der Brenta). Die grandiosen Routen durchqueren das südliche Fels- paradies
der Brenta. Sie gehören zu den großartigsten Bergwegen in den Südlichen Kalkalpen. |
Um den Sockel der Cima Brenta Bassa quert er den oberen Rand eines gewaltigen Dolinenlochs (Pozza Tramotana) und gelangt
südwärts in einen faszinierenden Felsenkessel, der von der großartigen Ostwand
der Cima Tosa, der Südwand der Cima Margherita und dem kühnen Aufbau der Cima Brenta Bassa umschlossen wird. Nach einer weiteren Geländestufe führt der Steig in einen
kleinen Firnkessel. Der Pfad steigt von hier bis zum Normaleinstieg zur Cima
Tosa und quert von dort, mäßig steigend, auf den flachen Felsrücken der Sella di Tosa (2860m). Von dort beginnt der Abstieg zur Agostinihütte (2410m) mit dem charakteris- tischen knallroten Dach. Vor ca. 50 Jahren löste sich ein riesiger Felsblock aus den oberen Felswänden, der in zwei Teilen wenige hundert Meter oberhalb der Hütte liegenblieb. Auf einem vorgelagerten Felsrücken steht eine Kapelle. |
Der "Sentiero Ettore Castiglioni" ist die leichtere Alternative zum "Sentiero Ideale". Bereits 15 min. von der Agostinihütte
ist man am Einstieg. In der Wand erlebt man einen Felsenweg von außergewöhnlicher
Kühnheit. Eine lange Reihe sehr steiler Leitern überwindet in der
"Direttissima" über glatte, z.T. gebauchte Wandstellen 200m hinauf zur Bocca dei Due Denti (2859m). Wir hatten ständig wechselnde Sichtverhältnisse: teilweise ein freier Blick auf die gesamte Wand (Bild links) - wenige Minuten später aufsteigender Nebel, der nur den Blick auf die nächsten Leiternsprossen freigab (Bild unten). |
Beim Erreichen der Bocca del Due Denti überblickt man sofort den restlichen Weg zum Rif. Dodici Apostoli (Rif. Garbari) (2487m) - "Schutt pur". Der Felsenweg endet hier, es folgt ein Abwärtslaufen über
den Pratofiorito- Gletscher. Im oberen Teil verläuft der Weg noch über Fels mit kurzen Drahtseilen. Im mittleren
Teil ist der Pfad, teils steil, im Schuttgelände gespurt. Das letzte Teilstück
verläuft über eine mit Karren überzogene Kalkfläche. |
Sehenswert: In den senkrechten Fels der Cima Dodici Apostoli hineingesprengte Gedenkkapelle
nahe der Hütte, ein einzigartiger Sakralraum. |
Die Hütten dieser Brenta Tour : (Änderungen seit Sept.2000! / Stand: Juni 2003) Tuckett-Hütte
(2271m, 128 Plätze)
+39 (0)465 / 441226 Alimontahütte (2580m, 94 Plätze, Privathütte) +39 (0)465 / 440366 Rifugio Pedrotti / Tosa (2496m, 120 Plätze, Doppelhütte) +39 (0)461 / 948115 Agostinihütte (2410m, 60 Plätze) +39 (0)465 / 734138 Rifugio 12 Apostoli (Rif.Garbari) (2487m, 38 Plätze!) +39 (0)465 / 501309 Alle Hütten geöffnet vom 20.Juni bis 20.September |
Achtung: die 12-Apostelhütte verfügt lediglich über 38 Schlafplätze! |
Von der Tucketthütte zunächst ostwärts wieder höher auf Weg 303 bis unter die Gletscher- moräne. Hier biegt der Weg 305 südwärts ab und führt aus dem Schutt über eine erste kurze Leiter in die Nordseite
der Punta Massari. |
Direkt "gegenüber" des Rif. Tuckett ist eine erste Gelegen- heit zur Rast an einem
kleinen Rinnsal aus den Felsen. Von dort überblickt man die gewaltigen Schutt-
und Geröllmassen hinüber zum Felsrücken der Tuckett. |
realisiert: 1932 - 1972 |
BOCCHETTE-Weg realisiert: 1932 - 1972 |